Die unterschiedliche Rezeption des Juni Aufstandes in Ost und West I Tag der deutschen Einheit
Am 3. Juli 1953 beschloss der Deutsche Bundestag, gegen die Stimmen der KPD, den 17. Juni als „Tag der deutschen Einheit“ und gesetzlichen Feiertag alljährlich zu begehen. Anfangs wurde der 17. Juni als „Aufstand für die Wiedevereinigung und gegen die kommunistische Gewaltherrschaft“ gedeutet. So war es in der Präambel zum Gesetz festgeschrieben. Später, vor allem im Zusammenhang mit der Neuen Ostpolitik der Bundesregierung, wandelte sich seine offizielle Interpretation. Jetzt war der 17. Juni vorwiegend ein Arbeiteraufstand mit sozialer Zielsetzung.
Einem Großteil der westdeutschen Bevölkerung ging im Laufe der Jahre die Bedeutung ihres Nationalfeiertages verloren.



Gesetz über den Tag der deutschen Einheit, ZFL, EB-Nummer: 1994/05/0303


Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in bundesdeutschen Schulbüchern

Der Einheitsgedanke am 17. Juni 1953 wird in den bundesdeutschen Geschichtsbüchern hervorgehoben. So wird sehr häufig ein Bild mit Demonstranten vor dem Brandenburger Tor gezeigt. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass sich die Unruhen nicht nur auf Berlin und einzelne Städte beschränkt haben, sondern republikweit aufgetreten sind. Als Ursache wird die wirtschaftliche Lage bezeichnet, den eigentlichen Anlass bildeten die Normerhöhungen.

Über die Jahre hat der Volksaufstand aber eine unterschiedliche Gewichtung erhalten. Während in den sechziger Jahren mehr Angaben über die Hintergründe gegeben wurden, traten in den nächsten Jahrzehnten lediglich Anspielungen auf die geteilte Nation und mehr sachliche Informationen in den Vordergrund. Seit Mitte der neunziger Jahre wird dem Thema wieder mehr Raum gegeben, die Verbindung zu 1989 aufgezeigt und das Verhalten der Westmächte kritisch behandelt. Der Schüler kann durch Vergleiche, zum Beispiel von unterschiedlichen Augenzeugenberichten, die verschiedenen Auslegungen selbst analysieren.

Eine mögliche Einflussnahme auf die Ereignisse 1953 durch westliche Propaganda oder Rundfunksender, wie den RIAS, wird nicht erwähnt. Auch bei den Toten- oder Opferzahlen gibt es bis heute unterschiedliche Angaben, die zwischen „unklar“, „etwa 300“, „Tote und Verletzte“ oder „300-400 Getötete“ schwanken.

Die militärische Niederschlagung durch die sowjetische Besatzungsmacht, nachdem sich die Volkspolizei als unfähig erwiesen hatte, die Lage allein zu bewältigen, wird stets mittels Bildern, Karten oder Texten deutlich gemacht: „Sowjetische Panzer walzten den Arbeiteraufstand nieder.“

Schulmuseum