Der Verlauf des Aufstandes in Leipzig und Umgebung
Demonstranten im Peterssteinweg (heute Straße des 17. Juni), BstU, Außenstelle Leipzig

Demonstrationszug Georgiring /Goethestraße, Foto: Helga Müller

Chronologie des Aufstandes im Bezirk Leipzig

Montag, 15. Juni: Streik im VEB Sanar Rosswein, Kreis Döbeln

Dienstag, 16. Juni: Streik im VEB Megu Leipzig

Nacht vom 16. zum 17.Juni: Arbeitsniederlegung im VEB IFA-Getriebewerk Liebertwolkwitz

Mittwoch, 17. Juni:
6 Uhr: erste „Unruhen“ in der Großmarkthalle Leipzig
Beginn der Frühschicht: Versammlungen und Streiks auf Baustellen und in Industriebetrieben
7.45 Uhr: Beginn einer „Krisensitzung“ in der SED-Bezirksleitung
10.00 bis 18.00 Uhr: öffentliche Gebäude und Einrichtungen in Leipzig, Delitzsch, Bad Düben werden belagert, teilweise besetzt und gestürmt
10.45 Uhr: VP-Einsatzleitung löst erhöhte Alarmbereitschaft aus
11.00 bis 18.00 Uhr: Demonstrationen in Leipzig und einigen Vororten, in Delitzsch, Bad Düben, Schmölln
ab15.15 Uhr: die VP geht in Leipzig erstmals mit Waffengewalt gegen Demonstranten vor, das erste Todesopfer ist zu beklagen
16.00 Uhr: Verhängung des Ausnahmezustandes über die Stadt und den Bezirk
18.00 bis 21.35 Uhr: kleinere Gruppen vorwiegend jugendlicher Demonstranten versammeln sich erneut in der Innenstadt von Leipzig, in der Gemeinde Pötzschau (Kreis Borna) stürmen Einwohner das Gemeindeamt, sowjetisches Militär greift ein
gegen 23.00 Uhr: sowjetisches Militär beendet Protestaktionen in Orten des Kreises Delitzsch

Donnerstag, 18.Juni:
Beginn der Frühschicht: Streiks gehen weiter und dehnen sich auf den gesamten Bezirk aus, Versammlungen finden statt, Resolutionen werden verabschiedet, die politische und soziale Forderungen stellen, Gewerkschaftsleitungen werden abgesetzt

Freitag, 19.Juni: auf Anweisung aus Berlin sollen aus Anlass der „Niederschlagung des faschistischen Putschversuches“ alle öffentlichen Gebäude, Betriebe Schulen sowie Fahrzeuge der Straßenbahn mit Losungen wie „Es lebe das ZK der SED“ geschmückt werden, darauf hin verschärft sich die Situation, Arbeiter legen erneut die Arbeit nieder, u. a. in Altenburg

Montag, 22.Juni: letzte Streiks in Betrieben des Bezirkes, u. a. in Altenburg, Meuselwitz

Am Morgen des 17. Juni folgten auch in Leipzig Belegschaften von Baustellen und Industriebetrieben den Berliner Kollegen und streikten. Einige Stunden später demonstrierten bereits Tausende vor öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen, die die SED-Diktatur symbolisierten.
Bereits am Vormittag forderten sie „Nieder mit der Regierung“, „Freie Wahlen“, „Wegfall der Zonengrenzen“, „Senkung der HO-Preise“ und schließlich „Freilassung der politischen Gefangenen“.
Die Sicherheitskräfte griffen zunächst nicht ein. Es kusierten Gerüchte über das Ende der Ulbricht-Regierung. Die Hoffnungen auf den Sieg über das SED-Regime wurden mit dem Einsatz von Schusswaffen und der Verhängung des Ausnahmezustandes jäh zerstört.

Die SED-Bezirksleitung legte Anfang Juli 1953 eine 39seitige „Analyse“ ihrer Sicht auf den 17. Juni 1953 vor, SächsStAL. SED IV/2/12/588f
Chronologie des Aufstandes in Leipzig und Umgebung, 16.-23. Juni 1953
Zusammengestellt nach: Heidi Roth, Der 17. Juni 1953 in Sachsen, 1999