Der Verlauf des Aufstandes in Leipzig und Umgebung | Der Aufstand erfasst den gesamten Bezirk
In allen Kreisen des Bezirkes Leipzig gab es Protestaktionen, Streiks oder Demonstrationen. In Delitzsch versuchten die Demonstranten, die SED-Kreisleitung zu stürmen. Bei dem Versuch, die Gefangenen aus der Haftanstalt zu befreien, kamen die Jugendlichen Gerhard Dubielzig und Joachim Bauer ums Leben.
In einigen Gemeinden setzten die Einwohner Bürgermeister und Gemeindevertretungen ab. Elf Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) wurden aufgelöst.
Auch im Bezirk dauerte der Aufstand nach dem 17. Juni vereinzelt an. So verweigerten Abiturienten in Delitzsch am 18. Juni die Prüfung. Auch Streiks wurden fortgesetzt. Werksangehörige des RAW Delitzsch sammelten noch am 20. Juni Geld für die Hinterbliebenen der beiden erschossenen Jugendlichen.

Forderungskatalog der Belegschaft der Bella-Schuhfabrik Groitzsch, SächsStAL, SED IV/2/12/591

Werksangehörige des RAW Delitzsch spenden für Opfer des 17. Juni 1953, BStU, Ast Leipzig, Leitung, 0239, Bl. 79

Berichterstattung über den Verlauf des Aufstandes im Kreis Eilenburg, BStU, Ast Leipzig, Leitung, 240/01, Bl. 8-10

Seite 2 der Berichterstattung über den Verlauf des Aufstandes im Kreis Eilenburg, BStU, Ast Leipzig, Leitung, 240/01, Bl. 8-10

Seite 3 der Berichterstattung über den Verlauf des Aufstandes im Kreis Eilenburg, BStU, Ast Leipzig, Leitung, 240/01, Bl. 8-10

MfS-Fernschreiben über einen Schülerstreik in der Oberschule Delitzsch, BStU, Ast Leipzig, Leitung 0239, Bl. 18

Seite 2 des MfS-Fernschreibens über einen Schülerstreik in der Oberschule Delitzsch, BStU, Ast Leipzig, Leitung 0239, Bl. 18

Forderung der Delegation der Belegschaft des Werkes Herrmann-Matern in Roßwein, BStU, Ast Leipzig, AU 130/55, Bd. 1, Bl. 79

Stasi-Bericht über die Lage im Kreis Delitzsch vom 18. Juni 1953, BStU, Ast Leipzig, Leitung 0239, Bl. 15

Statistik der Streikbetriebe im Bezirk Leipzig

Im Juni 1953 gab es im Bezirk Leipzig 2.233 Industriebetriebe mit 266.220 Beschäftigten

Am Streik beteiligten sich:
Beschäftigte von 5 Betrieben, die damals noch sowjetisches Eigentum waren und als SAG firmierten:
• SAG Transmasch (vormals Schumann &Co, später: VEB Industriearmaturen und Apparatebau Leipzig);
• SAG Kugellagerfabrik Böhlitz-Ehrenberg (später: VEB Kugellagerfabrik)
• SAG Bleichert (später VEB Verlade- und Transportanlagen „Paul Fröhlich“ Leipzig)
• SAG Transmasch „S. M. Kirow“ (später: VEB Schwermaschinenbau „S. M. Kirow“)
• SAG Espenhainer Brikettfabrik (später VEB Braunkohlenveredlung Espenhain)

Von 290 zentral geleiteten VEB beteiligten sich mindestens ein Drittel der Betriebe am Streik, darunter solche wichtigen Betriebe wie:
• VEB BBG Leipzig
• VEB Maschinefabrik „John Scheer“ Meuselwitz
• VEB IFA-Getriebewerke Leipzig, Liebertwolkwitz
• VEB „Hermann Matern“ Döbeln
• VEB Textima Altenburg
• Bauunion Leipzig
• RAW Leipzig und Delitzsch
• VEB Leichtmetallwerk Rackwitz
• VEB PWS Schmölln

Im Bereich IG Textil-Bekleidung Leder streikten von 16.000 in VEB Beschäftigten mehr als die Hälfte. Im Bereich IG Metall streikten von 43.000 Beschäftigten mehr als ein Viertel.
12 Prozent der Leipziger Bauarbeiter legten die Arbeit nieder.